Im Frühjahr 1920 gabs hierorts eine verspätete Kriegerfeier, verbunden mit einer Ehrung der Gefallenen. An diesem Tag las ich eine Feldmesse an der Zeughütte unserer Feuerwehr, nach welcher Herr Lehrer Schweinberger eine Rede gehalten hat. Vom Altar weg bewegte sich der Festzug dann zum neuen Friedhof, wo am Grabe des Krieges Josef Krammer eine reich dekorierte Tafel mit den Bildern aller Kriegsgefallenen befestigt war und wo selbst auch das Festgedicht von der Koller Rosa sowie die Ansprach von mir gehalten wurden. Nachmittags gabs ganz natürlich eine solenne Tanzerei in beiden Gasthäusern. Das Tanzen ist in Loidesthal für gewisse Tage und Anlässe so gut wie gestiftet.
Am Dreifaltigkeitssonntag 1920 nahm der hochwürdige Herr Dechant P. Augustin Höbarth die feierliche Einweihung unserer zwei neuen Glocken vor.
NB diesmal ohne Tanzunterhaltung.
Die Glocken stammen aus der Giesserei Maximilian Samassa in Wiener Neustadt. Der Preis wurde ursprünglich vereinbart auf 23 Kr. pro kilo – jedoch wurden von der Firma immer wieder neue Zuschläge gefordert, so dass schließlich mit Einbeziehung der gelieferten Naturalien das Kilo zum Schluss mit 30 Kr. bezahlt werden musste. Die kleinere Glocke kaufte unser Herr Bürgermeister, während zum Ankauf der mittleren Glocke Sammlungen von Haus zu Haus vorgenommen wurden.
Im Oktober 1919 resignierte im Stifte der halbblinde Abt P. Wolfgang Stockhammer auf Betreiben seitens des Conventes, der ihm gelegentlich des Kapitels am Schlusse der Exerzitien diesen Schritt nahe legte. Am 10. Dezember 1919 kam es dann zur Neuwahl und wurde mein gewesener Kaplan in Maxglan P. Josef Müller sein Nachfolger. Eine Wahl mit demokratischem Anstrich.
Abt Wolfgang lebte noch bis zum 4. März 1921, an welchem Tage er um 8 Uhr früh verschied, nachdem er die ganze Nacht im gelähmten Zustande am Boden vor seinem Bette liegend zugebracht hatte. RIP
Im Herbst 1920 machte der neue Abt des Stiftes hier und in Obersulz seine Besuche, nachdem er zuvor die Besitzungen des Klosters in Joching-Krems besichtigt hatte.
Im August des Jahres 1920 habe ich den Anfang mit der Renovierung im Innern unserer Pfarrkirche. Der Zimmermaler Josef Moser hat den bezgl. Auftrag bekommen, der sich allein ohne Gehilfen an die Arbeit machte, wozu Herr Zimmermeister Iser im Presbyterium und Schiff der Kirche unentgeltlich das Gerüst besorgte, Moser wurde von mir verköstigt und mit 42300 Kr. bezahlt für die Malerarbeiten, die volle 8 Wochen in Anspruch genommen. Im Spätherbst ließ ich vom Maler Gustav Krebs an der Decke des Presbyteriums blau färbeln und 300 Stück feuervergoldete Sterne anbringen – gegen Verköstigung auf vier Tage und 2000 Kr. Rechnung. Leider ließ ich mir einfallen, dem akademischen Maler Klaus (Gustav Eduard) von Hohenruppersdorf – ein Männlein mit 80 Lebensjahren – die Restaurierung der Kreuznische zu übertragen. Was der Künstler hiebei geleistet hat, lässt unverkennbar auf sein patriarchalisches Alter schließen. Der Zimmermaler hat sich mit seinem Christus am Triumphbogen viel besser eingeführt, als wie der geschwätzige Akademiker. Vater Klaus darf jeden Tag ruhig das Hobellied sing. 1600 Kr. und ein Paar Schuhe seien dem Männchen für seinen ausgezeichneten Willen wohl vergönnt.
Im Verlauf der Renovierung machte ich in Begleitung meines Kirchenvaters Streifungen von Haus zu Haus und prüfte die Pfarrangehörigen auf ihren Wohltätigkeitssinn. Zur Ehre der Gemeinde sei es gesagt: mit ganz kleinen Ausnahmen bin ich überall großer Opferwilligkeit Zeuge geworden. Mit dem Beitrag seitens des Herrn Ferdinand Kopp von Großinzersdorf, der 4000 Kr. für den Maler und 8000 Kr. für die Arbeit des neuen Beichtstuhles gewidmet hat, wurde es mir möglich, sämtliche Auslagen restlos zu decken. Der geschlossene Beichtstuhl ist aus der Werkstätte des Meisters Krammer aus Zistersdorf und belief sich die Arbeit auf 7400 Kr – mit Schlosser und Glaser auf 9000 Kr.
Gesehen bei der Visitation am 30. Mai 1921 Kard. Piffl