Pfarrchronik 1914

Am 30. Mai hat Herr Lehrer Hager uns verlassen, nachdem er hier 3 ½ Jahre lang sehr segensreich gewirkt; kam nach Bockfließ in die Nähe seiner Heimat. Von den zur Jause Geladenen für 4. Juni ist kein Einziger erschienen. Werde ich mir merken für nächstes Jahr, in dem ich niemand mehr einlade.

Heuer wieder der größte Teil der Weintrauben erfroren, in der Nacht vom 2. auf den 3. Mai. Wo soll das hin? Wenn kein Wein mehr wächst? Maurermeister Sommer Reparaturen im Pfarrhof vorgenommen, durch 3 Tage, Kosten 14 Kr. Rührer kam nicht, auf den könnte ich jetzt noch warten.

Am 24. Mai in Zistersdorf Firmung durch den …. Generalvikar und Weihbischof Dr. Josef Pfluger, es waren 785 Firmlinge.

Heuer habe ich 70 Stück Assemgebetbücher zur Verteilung an die Schulkinder bestellt. Sind sehr billig und äußerst praktisch.

Mit P. Sighart geht’s nicht viel besser.

Am 2. Juli in Zistersdorf die jährliche Pastoralkonferenz.

Am 12. Jänner Anbetungstag in Obersulz, habe gepredigt, gut besucht. 5. März Anbetungstag in Götzendorf, im Beichtstuhle ausgeholfen bereits 4. März von ½ 2 bis ¾ 6 und 5. März von 5 ¼ bis ¾ 8, 150 Personen Beicht gehört und um 9 Uhr Hochamt gehalten.

Beichtlehre am 6. 7. und 9. März, Beichttage für die Mädchen 15., 22. und 25. März, für die Burschen 29. März, 5. und 12. April, für die verehelichten Frauen vom 5. – 10. Mai und für die Männer vom 11. bis 16. Mai, ca. 480 Personen mit den Schulkindern, 80 bis 90 Personen fehlen noch.

Visitation am 4.6.1914 Augustin Höbarth Dechant

Seit Sommer vorigen Jahres in Obersulz bei der Kinderbeicht 8 mal ausgeholfen.

Weinlese: Beginn am 28. September, Fechsung wenig und gut. Wetter nass und ziemlich kalt.

Beginn der Schule am 2. September und am 12. Oktober, Parallelklasse bewilligt. 3. Klasse geteilt in Knaben und Mädchen. 4 Lehrkräfte angestellt, 2 männliche Oberlehrer Kein und Seb. Handl, aushilfsweise und 2 weibliche.

Kriegsandacht jeden Mittwoch und Samstags Abend, schlecht besucht.

10 Kr. gegeben für die Soldaten im Felde zur Anfertigung von Socken, etc., 5 Kr. als Sammlungsbeitrag zum roten Kreuz dem Johann Frohner. Durch Herrn Oberlehrer 2 Kr. an die k.k. ….. zur Deckung der Auslagen für Verwundete, die dort untergebracht sind, 2 Kr. als Mitgliedsbeitrag zum Roten Kreuz pro 1914; einmal gekocht für die Verwundeten am Labungs……, 2 Pfannen Wuchteln, ein zweites Mal 1 Kranz Wurst, 1 Laib Brot. Die Gläubigen oft ermahnt zum Gebete, Opfer zu bringen fast jeden Sonntag, aufgemuntert zum Empfange der heiligen Sakramente. Gebet für die im Felde stehenden Soldaten unseres Kaiser- und Vaterland jeden Werktag nach der heiligen Messe, an Sonn- und Feiertagen 2-mal. Kriegsandacht gehalten anfangs alle Tage, da zu wenig Leute kamen wöchentlich 2 Mal, Mittwoch und Samstag mit dem Kriegsgebet, die Anliegen des Vaterlandes täglich in der heiligen Messe und im Breviergebet eingeschlossen. Alle, die in den Kriege zogen, bekamen geweihte Medaillen, etc. An das Ministerium des Inneren für Kriegsfürsorge …. zweimal geschickt je 1 Kr. 40 he.

Anbetungstag

4. Dezember vom 12 Uhr mittags bis abends gegen 6 Uhr Anbetung des Allerheiligsten für unsere Pfarrgemeinde. Herr Kooperator in Obersulz P. Pehenhart Aushilfe geleistet.

    Begräbnis des Anton Dollinger sen. 1914

    Am 1. Dezember nachmittags Begräbnis des Anton Dollinger sen. unter ungewöhnlicher Teilnahme der Bevölkerung von hier und Umgebung. A. Dollinger war 75 Jahre einer der rührigen aber auch einer der tüchtigsten Chormusikanten; aus diesem Grunde speziell hat ihm auch der Pfarrvikar am Grabe einen warmen Nachruf gehalten.

    Am 2. Dezember feierte der hiesige Militärveteranenverein wie alle Jahre sein Gründungsfest. Feierlicher Kirchgang mit Musik, heilige Segenmesse um 10 Uhr, zu der sich auch die freiwillige Feuerwehr, die löbliche Gemeindevertretung, der geehrte Lehrkörper mit der gesamten Schuljugend einfand. Herr Pfarrer hielt vom Altare aus eine kurze Ansprache über die Bedeutung des heutigen Tages.

    Witterung: sehr günstig, meist trocken, mäßig kalt; am 21. Dezember fiel der 1. Schnee, von da an sehr frostig, nasskalt. Folge davon unbeschreiblich schlechte Wege

    Krieg: Großartiger Sieg über die Russen im Nordosten, Rückzug derselben, wenn nur der Krieg bald ein Ende nehmen würde, das Elend, das derselbe schafft, ist entsetzlich. Bei der Musterung in Zistersdorf am 16. Dezember wurden von 35 im ganzen 14 behalten.