Volkszählung – Stand der Bevölkerung Ende Dezember 1910 – 829, davon 429 männliche und 400 weibliche, somit seit 1900 ein Zuwachs von ca. 40 bis 50 …..
In der Ablasswoche haben ca. 80 Personen größtenteils Mädl die heiligen Sakramente empfangen; das ist ein gutes Zeichen für eine bessere Zukunft. Wenn nur die Männer fleißiger kommen möchten!
In Zukunft werden alle Schulkinder alle Monate die heiligen Sakramente empfangen und diejenigen, welche aus der Schule treten, unmittelbar zuvor oder hernach zur hl. Beicht und Kommunion gehen. Kann es wohl einen schöneren Abschluss geben? Die Jugend zum öfteren Empfang der hl. Sakramente zu bringen, ist das beste Mittel, mit den Schulkindern den Anfang zu machen. Vielleicht werden doch endlich die Männer zur Einsicht kommen.
Mitglieder des Vereins …. Liebeswerk
Maria Schulz Nr. 64 P. Romuald Hagen Pf. Bauer Martin Nr. 67
Marg. Roppert Nr. 118 Anton Hollander Nr. 143 Maria Helm Nr. 17
Anton Hollander Nr. 15 Rosalia Hödl Nr. 49
Anfang Mai wurde Klosettgrube gereinigt (letztes Mal 1905) und zwar kann man nur von Innen vom Abborte dazu gelangen, es wurde eine neue Senkgrube angefertigt. Ist nichts daraus geworden. Wurde auf das Frühjahr 1912 verschoben. Ende März wurden die Stiegen zum Kirchturm renoviert, ein ganz neuer Holzboden gelegt, ferners die Jalousien in den Glockenfenstern mit eisernen Haken auch oben festgemacht, damit ja kein Unglück passiert, resp. der Pfarrer für etwaige Unglücksfälle nicht verantwortlich gemacht werde.
Am Ostern wurde ein neues schwarzes Pluvial (Chormantel) und Bahrtuch von der Firma Franz Hofer in Linz um den Preis von 140 Kr. angeschafft und zwar vom Kirchenvermögen, da die alten 2 alten Stücke bereits ganz unbrauchbar geworden. Bei der Auferstehungsfeier wurde zum 1. Male eine kurze Prozession gehalten (Pfarrhof bis Dollinger Mathias 5).
Am weißen Sonntag, 23. April Ausflug der Erstkommunikanten (25 Buben und 23 Mädchen) nach Großinzersdorf. Die 4 Erstkommunionskinder vom Jahre 1910 und einige Fräulein, ferners der Herr Lehrer und Lehrerin Anna Pelikan gingen auch mit.
Maiandachten
Nicht mehr wie früher alle Tage, weil der Besuch zu schlecht war, sondern seit letzten Mai jeden Mittwoch, Samstag und Sonntag 6 Uhr abends. Die Schulmädchen wurden für 1. und letzten Mai eingeladen, in weißen Kleidern zu erscheinen; ob sie kommen weiß ich nicht.
Am 4. Mai, wenn Schönwetter, Prozession nach dem 2 Stunden entfernten Ebenthal. 5 ¼ Segenmesse (Amt kann nicht sein, weil Herr Regens Chore abwesend), dann ¼ St. Pause zum Frühstücken, dann Abgang und dort Predigt und Amt. Hoffentlich werden sich die Pfarrangehörigen besonders die Schulkinder fleißig beteiligen. Daran nahmen größtenteils Mädchen (30), Weiber (50 – 60) und Kinder (70 – 80) teil. Um 3 Uhr Abgang von Ebenthal, sehr heiß, in Velm eingekehrt, um ½ 7 Uhr Ankunft, Absingen der Lauretanischen Litanei, Opfergang (f. Pfarrer und Messner), dann zu letzt den Segen, um 7 Uhr Schluss.
Visitation vom 9. Juli 1911 von Johann Rupp Dechant
Das Pfarramt hat wegen fortwährender Kränklichkeit, sowohl bei der hochwürdigen Stiftsvorstehung als auch beim hochwürdigsten F.N. Ordinariate um einen 5wöchentlichen Urlaub angesucht, vom 27. Juli bis 30. August. Als Vertreter wurde vom Stifte hochwürdiger P. Ullrich Heinrich geschickt (kranker nervöser Mann).
Große Trockenheit und Dürre, sehr wenig Regen. Aussicht auf guten Wein, Quantität mittelmäßig, in Folge des Frostes ging viel zu Grunde, Qualität sehr gut. Beginn der Weinlese in der letzten Woche vom September.
Der Lehrkörper: Leopold Reim, Oberlehrer III. Kl., Rudolf Hager II. Kl. Und Frl. Anna Pelikan I. Kl., Industrielehrerin Frl. Johanna Berthold, letztere wohnt mit Anna Pelikan im 1. Stock des Sparkassengebäudes. Lehrerwohnung visavis von der Sparkasse hier. Herr Rudolf Hager wohnt im Schulhaus, wo früher Frl. Johanna Berthold war. Schülerstand Anfangs 1911 – 167. 19 wurden frühzeitig befreit. Durch Herrn Adolf Paul Koch .. in Wien ließ ich mehrere Gefäße reparieren. Vergoldung des Werktagkelches mit Patene Ziboriums, Putzen und Richten der einen Monstranz, Vergoldung der Versehkapsel, des Kreuzpartikel des alten Weihwasserkessels ist sehr schön ausgefallen und wird wiederum zu seiner früheren Bestimmung zurückgeführt werden. Summe 1.130 Kr. wurde vom Kirchenvermögen beglichen. Die Seitenaltäre bekamen einen neuen Schmuck, bestehend in Kunstblumen, die auf dem Herz-Jesu-Altar spendete Frau Anna Schneider Nr. 161, die für den Marien-Altar Frau Meier Nr. 159.
Am 7. September starb nach Empfang der hl. Ölung ganz unerwartet schnell an Gehirnschlag Theresia Seimann Nr. 135. Dieselbe hat voriges Jahr 18. Juli das gewiss seltene Fest des 50-jährigen Ehejubiläum gefeiert. Auch die Brandtnerischen Eheleute Nr. 48, die auch im Jahre 1910 ihr Jubiläum begingen, sind mit Tod abgegangen. Er, Lorenz Brandtner am 20.11.1910 und sie, Magdalena Brandtner im Mai des Jahres. RIP
Eröffnung Bahnstrecke Pirawarth – Zistersdorf
Am 15. Juli des Jahres fand die feierliche Eröffnung der Strecke Pirawarth – Zistersdorf der Niederösterreichischen Landesbahn statt. Vertreten waren dabei alle Ämter, Vereine, Schuljugend und der Lehrkörper. 3 weiß gekleidete Mädchen trugen Gedichte vor, Herr Bürgermeister begrüßte die erschienenen Festgäste von Wien, Pirawarth aufs herzlichste. Alle Pfarrer, Bürgermeister und Oberlehrer wurden zum Mittagsmahl in Zistersdorf eingeladen. 130 Gedecke im Rathauskeller auf Kosten des Landesausschusses. Ansprachen wurden massenhaft gehalten, darunter auch von hochwürdigen Herrn Dechant, hochwürdigen Herrn Pfarrer P. Sieghart, Josef Pröbstl, von Landesausschussmitgliedern, von Herrn Bezirkshauptmann in Gänserndorf, vom Bürgermeister in Zistersdorf, von Herrn Pfarrer P. Augustin, von allen Abgeordneten der angrenzenden Bezirke, etc.
Pacht des Pfarrers
Den Hofacker und die anderen Gründe neu verpachtet an Katharina Kraft, Gastwirtin hier Nr. 25 um 28 Kr. oder 1 ½ Mtz. (Metzen, österr. Hohlmaß, zunächst regional verschieden, ab 1777 Wiener Metzen mit 61,487 l) reinen Kukuruz oder 3 Mtz. Erdäpfel (gemischte Ware).
Im heurigen Jahr wurden uns 4 Hühner und 1 weißer Hahn gestohlen, wer der Langfinger ist, kann man nicht eruieren, wahrscheinlich jemand von der Nachbarschaft.
Im heurigen Jahr gab es bloß 10 Sterbefälle, darunter 3 Erwachsene und 7 Kinder; 27 Geburten darunter 1 Totgeburt; 5 Paare liefen in den Hafen der Ehe ein, ob glücklich oder unglücklich, vermag und mag ich auch nicht zu beurteilen.
43 Kinder gingen am 21. Dezember zur ersten heiligen Beichte und werden auch am weißen Sonntag 1912 die erste heilige Kommunion empfangen.
Hier herrscht wie überall eine furchtbare Teuerung, was alle Artikel betrifft, die notwendig zum Lebensbedarf gehören. Ein Ei kostet gegenwärtig 10 he. auf dem Lande bis jetzt etwas Unerhörtes. Der Preis des Heurigen 52 bis 60 he., Riesler 70 he, 1 Kilo Kartoffel 10 he., der Mais 1 Kilo 20 -24 he., usw. der deutsche Weizen ist auch nicht billiger, sehr hoch steht im Preis der Hafer 20 bis 22 he. per Kilo.
Alle Jahre 3 Opfergänge – Um das Fest des Heiligen Bonifazius für den Bonifaziusverein, am Kirchweihfeste für die Kirchennot …… in Wien und am 25. Dezember nachmittags für das seraphische Liebeswerk in Österreich.
Am 26. Dezember, also in der geheiligten Zeit war in beiden Gasthäusern hier wieder Tanzunterhaltung, Schuld ist die Gemeindevorstehung, die trotz der Bitten des Herrn Pfarrers, den Tanz zu verlegen, Lizenz dazu gegeben hat.
Schön Wetter, hie und da Regen, kein Schnee bis Dreikönig.